In der systemischen Arbeit geht es hauptsächlich um Haltungsarbeit. Ich gehe davon aus, dass meine innere Haltung großen Einfluss hat auf die Art, wie ich interagiere und kommuniziere. Was macht einen Unterschied, ob ich wohlwollend und aufgeschlossen auf jemanden zuzugehen oder ablehnend und mit vorgefertigten Urteilen über diese Person oder Situation? Die Wahrscheinlichkeit mein Ziel zu erreichen steigt, wenn ich mich offen in eine Situation begebe. 

 

Im Kontext Schule sind wir häufig so festgefahren in einem Machtgefälle, dass wir daran festhalten möchten. Es gibt Sicherheit und vereinfacht unsere Handlungsoptionen. Vermeintlich. Die Erfolge dieser Haltung sind eher gering. Also plädiere ich dafür, etwas zu ändern. Eine andere Haltung einzunehmen.

Hier gibt es einige Missverständnisse, über die ich gerne sprechen möchte, was genau ist denn gemeint mit Haltung? Haltung beschreibt mein inneres Wertesystem. Meine Haltung setzt sich zusammen aus meinen Ideen und Annahmen darüber, wie ich bin, wie mein Gegenüber ist, wie unsere Welt beschaffen ist, wie unsere Gesellschaft funktioniert, was richtig und falsch ist und so weiter, ich gebe dir ein Beispiel: wenn ich Informationen über einen Schüler bekomme, weil dieser gegen Regeln verstoßen hat, zum Gespräch zu mir kommen muss, dann….

 

A

kann ich mich sofort einklinken in die Emotionen von Ablehnung von Resignation von Wut von Frustration etc. 

 

Oder

 

B

ich bleibe in meiner Haltung, dass jeder Mensch grundsätzlich immer versucht das Beste zu geben und gehe offen und wohlwollend in die Situation.

Ich höre manche schon schreien, aber das geht doch nicht, der Schüler muss doch zurechtgewiesen und bestraft werden, ich kann doch nicht auch noch seine Partei ergreifen. Und genau deswegen ist diese Haltungsarbeit so tricky.

 

 

A

Der Schüler kommt also zu mir und ich konfrontiere ihn mit seinem Verhalten. Ich erkläre ihm, dass er das so nicht machen kann und was frage ihn, was er sich wohl dabei gedacht hat.

Ich erkläre ihm, dass wir von ihm respektvolles und angemessenes Verhalten erwarten. Wenn er versucht, mir seine Seite zu erklären, lehne ich das ab. Ich habe schon zu viele Geschichten darüber gehört, weswegen Schüler sich so verhalten. 

Mein einziges Ziel in dem Gespräch ist es, ihn davon zu überzeugen, dass sein Verhalten falsch war. Und je mehr ich auf ihn eindringe, umso dicker werden die Mauern, die er um sich errichtet und er geht komplett in Widerstand. Das Gespräch kann eine Weile wie ein Pingpong Spiel hin und her gehen, am Ende steht aber noch mehr Frust auf beiden Seiten. 

 

Ich weiß genau, der Schüler hat nicht verstanden, was ich von ihm möchte und weswegen mir das so wichtig ist. Und ich weiß auch genau, der Schüler ist genauso frustriert, weil er mit seinen Themen nicht wahrgenommen und gesehen wurde. Es gibt also auf keiner von beiden Seiten eine Erkenntnis oder eine Veränderung. Der Schüler wird sich weiterhin ähnlich verhalten und wird weiterhin Konsequenzen erfahren. Der Lehrer wird weiterhin besonders auf diesen Schüler achten und je nachdem wie reflektiert er ist, bei ihm sogar schneller mit Maßnahmen bei der Hand sein. Beide bringen mehr Energie für die Situation auf als Ihnen guttut.

 

Wenn du dich in die Position des Schülers versetzt: Welchen Anlass hat er, sein Verhalten ernsthaft zu hinterfragen, wenn er mit dieser Haltung konfrontiert wird?

B ich ergreife keine Partei für den Schüler, sondern öffne einen Raum, indem wir uns begegnen und austauschen können. Ziel einer Gespräche ist doch, eine Veränderung zu bewirken, und zwar am besten für alle Beteiligten. Wenn es mir also gelingt, mit dem Schüler in einen offenen Dialog zu treten und ihm dadurch zu ermöglichen, sich einzulassen Punkt dann kann es gelingen, dass ein wahrer Austausch entsteht und eine Veränderung im Verhalten möglich wird. Natürlich ist es auch hier unwahrscheinlich, dass sofort eine Veränderung im Verhalten geschieht. Meine Beobachtung ist, dass Schüler schlecht aus einer einmal eingenommenen Rolle herausfinden, weil ihre Klassenkameraden das schon von ihnen erwarten. Dennoch geht der Schüler aus dem Gespräch mit Handlungsoptionen. Und diese Handlungsoptionen kann er hören und wahrnehmen, weil ich eben in einer wohlwollenden, offenen Haltung begegnet. Ich werde in diesem Gespräch dennoch sehr klar formulieren, dass er Grenzen überschritten hat und wir das so nicht dulden können. Es geht hier nicht und Kuschelpädagogik. Es geht darum, ernsthaft zugewandt gemeinsam mit dem Schüler nach Lösungen zu suchen, allein diese Haltungswechsel bewirkt bei den Schülern ein Innehalten und eine Öffnung. für Schüler und Lehrer entsteht eine Entlastung. Beide können erkennen, dass nach einer Lösung gesucht wird und die Situation wie sie war, sich verändern darf. Ohne dass einer von beiden das Gesicht verliert.

Was also verspricht mehr Erfolg? Eine Änderung der Haltung oder ein Festhalten an althergebrachten Ideen über Respekt und Macht?

 

Glaube mir, ich habe beide Haltungen durch. Als ich angefangen habe, war ich blutjung und habe einfach das umgesetzt, was ich im Studium gelernt habe. Das war nicht genug und ich war frustriert. Ich habe mich auf die Suche gemacht, nach etwas, was mir hilft, den Spaß an meiner Arbeit zu behalten und weiter an der Schule arbeiten zu können. Wenn du wissen möchtest, wie es für mich weiterging, dann schau gerne hier weiter.

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